Das südlichste Anbaugebiet Frankreichs ist im Kommen
Diese Weinbauregion um die Stadt Perpignan bis zur Grenze nach Spanien im Süden muß man gesehen haben. Eine solche Vielfalt von teilweise sehr gegensätzlichen Landschaftstypen auf so engem Raum findet man selten. Dazu tragen auch die Weinberge bei, die sich im Bereich der ca. 50km zwischen den Stränden am Mittelmeer und dem Hochgebirge mit dem 2.774m hohen Berg Canigou befinden. Die Weinberge reichen hier bis ca. 650m Seehöhe hinauf. Dort herrschen hohe Temperaturen, aber es bläst auch genug Wind, um die Reben gesund zu halten.
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Von Alters her wurde hier schon immer Carnignan angebaut. Vor 50 Jahren begann man, auch verstärkt Grenache Noir und Cabernet Sauvignon anzupflanzen. In jüngerer Zeit hinzugekommen ist z.B. der Syrah. Da man hier auf Grund der klimatischen Bedingungen keine frischen Weine wie weiter im Norden herstellen kann, besinnen sich in den letzten 20 Jahren immer mehr Winzer erfolgreich darauf, die Reben im Barrique zu vergären und Weine mit Kraft und Länge zu produzieren, die hervorragend mit scharfer Küche (asiatisch, indisch!) oder auch exotischer Küche harmonieren, weil sie trotz Barrique kaum über überbordende Tannine verfügen. Dennoch findet man immer noch relativ selten reinsortigen Wein. Cuvées herrschen vor. Weißwein spielt im Roussillon nur eine untergeordnete Rolle. Mengenmäßig werden es weniger als 5% Weißwein sein, die hier entstehen. Gespannt, aber durchaus auch besorgt darf man sein, wenn man an die Auswirkungern des Klimawandels denkt, denn dieses Gebiet hat ganz sicher keinen Bedarf an weiter steigenden Temperaturen.
Die ca. 7.000ha Rebfläche des Gebiets befinden sich zum großen Teil in den Händen riesiger Genossenschaften. Die Zahl von sich in Privatbesitz befindlichen kleineren Familienbetrieben wie zum Beispiel der Domaine Boudau ist hier deulich kleiner, als in anderen Regionen. Während woanders ganz intensiv nach besonders geeignetem Terrois gesucht wurde, um darauf abgestimmt die best geeigneten Rebsorten anzubauen, ist diese "Terroisorientierung" im Roussillon noch nicht überall üblich. Vielleicht liegt dies auch an der großen Vielfalt und Kleinteiligkeit der Bodenverhältnisse und an der Struktur der Region, denn für die großen Betriebe ist es bestimmt einfacher, große Mengen anstatt Qualität zu produzieren. Im Moment gibt es für diese einfachen Weine kaum ein Absatzproblem. Die Geschicht hat jedoch gezeigt, dass es sich langfrisitg immer lohnt, sich qualitativ zu verbessern anstatt auf Menge zu setzen.
Die Süßweine des Roussillon
Eine Sonderstellung im Roussillon nehmen die Süßweine ein. Der Klassiker ist der Rivesaltes, der rund um das gleichnamige Städtchen ca. 40 km nord-westlich von Perpignan hergestellt wird. Das Geheimniss dieser »Vin doux naturelle« -also natürlicher süßer Wein- genannten Kredenzien ist, dass der Gärprozess durch die Zugabe von Weinbrannt gestoppt wird. Der Wein behält einen Teil des Zuckers und diese »mutages« genannte Prozedur verhindert, das der Wein zu Essig wird. Dieser Typ von Wein ist daher Jahrzehnte haltbar. "Erfunden" wurde dieses Verfahren in einem Kloster in der Region im 13. Jahrhundert. Per Definition haben diese Weine immer mindestens 14,5 Vol.Alk., denn die Trauben müssen ein Mindestmostgewicht von 252 Gramm Zucker pro Liter haben. Dies erreicht man auch im sonnerverwöhnten Roussillon nur durch strikte Reduzierung auf 30 Hektoliter pro Hektar und weniger. Je früher die mutage durchgeführt wird, desto mehr Restzucker hat der Wein. Der Alkoholgehalt steigt, je später dieser Schritt durchgeführt wird. Der Restzuckergehalt dieser Weine muß zwischen 50 und 125 Gramm pro Liter liegen. Viele Weine dieser Art kommen deshalb mit bis zu 18% Vol. Alk. auf den Markt. Klassische Vertreter dieser Rivesaltes Weine sind der Rivesaltes Classique und die Rarität, der Grenat sur Grain von der Domaine Boudau. Zum Vergleich: Bei deutschem Wein liegt die Grenze für die Bezeichnung "lieblich" bei einem Restzuckergehalt von mindestens 18 Gramm und maximal 45 Gramm pro Liter.