Welche Weine haben Lagerpotenzial?
Ehrlich gesagt: das weiß ich auch nicht! Ich habe mich mit meinen Prognosen nur zu oft vertan: Ein fünfzehn Jahre alter Barolo war „um“ und ein vierzig Jahre alter Malbec aus Argentinien (Standardmeinung: Wein für den kurzfristigen Konsum) war ein Hochgenuss. Eine zehn Jahre alte trockene Riesling-Spätlese war zu einem seelenlosen Wässerchen mutiert und ein doppelt so alter Dezaley (Chasselas bzw. Gutedel) vom Genfer See erwies sich als komplexer Powerwein. Aber so ist das nun mal mit lieb gewordenen Vorurteilen: man vergisst nur all zu leicht, dass es keine allgemein gültigen Wahrheiten gibt. Da hilft nur Eines: vorbehaltlos probieren, probieren, probieren, das macht sowieso mehr Spaß. Notizen machen, auf die man später zurückgreifen kann hilft natürlich auch.
Zu den Standart Antworten
In diesem Zusammenhang meistgenannt sind: Bordeaux, Burgund und Barolo. Aber Vorsicht: wie bei allen Pauschalurteilen gibt es auch bei diesen „Klassikern“ ein „ja, aber“. Sehr schnell wird vergessen, dass viele (die meisten?) dieser Weine heute für den schnellen Konsum gemacht sind. Die Enttäuschung ist dann vorprogrammiert, wenn ein 10 Jahre alter Barolo schon "hinüber" ist. Damit will ich nicht sagen, dass diese Klassiker nicht für lange Lagerung geeignet sind, aber es müssen schon Weine renommierter Produzenten aus sehr guten Jahrgängen sein – und das kann sehr schnell sehr teuer werden. Es gibt Alternativen: Rioja zum Beispiel. Rioja ist dafür bekannt, gut und langsam zu reifen, dazu kommt, dass auch junger Rioja durch die lange Fassreife schon sehr gut einzuschätzen ist. Auch ein Tannat aus dem Madiran ist lange Lagerung geeignet.
Bei diesen Weinen sind Sie meist auf der sicheren Seite
Ziemlich sicher bezüglich der Lagerfähigkeit können Sie bei diesen Klassikern sein: Madeira Wein, Portwein, Tokaier, Sauternes, deutschen Trockenbeerenauslesen und Eiswein. Sie reifen langsam. Großflaschen sind immer gut, in ihnen reift der Wein noch langsamer und gleichmäßiger. Übrigens: die Flasche aus dem Hochzeitsjahr, dem Jahr der Geburt des Kindes muss nicht teuer sein: Deutscher Riesling, besonders Spätlesen und Auslesen sind Alternativen. Und noch ein Tipp: lagern Sie mindestens 12 Flaschen ein! Dann können Sie ruhigen Gewissens alle paar Jahre eine Flasche probieren, um sich an den Anlass zu erinnern und um zu sehen, wie sich der Wein entwickelt.