Amarone – die Krone des Valpolicella
Amarone- Göttertrunk oder Teufelsgesöff?
Es gibt nur wenige italienische Rotweine, welche so die Sinne betören wie dieses Glanzstück der Veroneser Weine. Kein Wein polarisiert die Weinliebhaber so sehr wie der Amarone. Die einen lieben ihn wegen seiner Fülle und Vielschichtigkeit, die anderen verteufeln ihn wegen seines, durch die Konzentration der Inhaltsstoffe unvermeidlich hohen Alkoholgehalts.
Erst relativ spät begann man, die wenigen natürlichen Hefen, die den hohen Zuckergehalt in Alkohol verwandeln können, systematisch zu nutzen. In Verbindung mit verbesserter Kellertechnik begann der Siegeszug des Amarone dann in den späten 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Dabei findet eine Reihe komplexer biochemischer Prozesse statt (die bisher noch niemand so recht erklären kann), welche aggressive Geschmackskomponenten abbauen. Amarone muss kein schwerer Wein sein. Guter Amarone ist komplex, elegant, vielschichtig und keineswegs alkohollastig.
Amarone wie er sein soll, ist traubenfruchtig, konzentriert, süßlich und dicht, aber auch gleichzeitig leicht bitter.
Amarone ist ein Musterbeispiel für die Unsinnigkeit des ständigen Schielens auf die Alkoholgehaltangabe auf dem Etikett. Ein guter Amarone ist ausgewogen und hat die nötige Säure (sie wird beim Trocknen der Trauben ebenfalls konzentriert), die den Alkohol (geschmacklich zumindest) nicht spüren lässt.
Deshalb wird guter Amarone auch bei Blindverkostungen von Fachleuten regelmässig auf ein bis zwei Prozent Alkohol weniger eingeschätzt als er tatsächlich hat.
Was macht einen guten Amarone aus?
Für einen wirklich guten Amarone werden nur die besten Trauben aus den Spitzenlagen des Valpolicella verwendet und in der trockenen Bergluft der oberen Valpollicella-Täler getrocknet.
Die ausgewählten gesunden Trauben werden vollreif gelesen und ca. 4 Monate lang teilgetrocknet, wobei sie 30 bis 40% Gewicht (=Wasser) verlieren. Danach wird mit Beeren, Stielen und Rappen eingemaischt und bei relativ niedrigen Temperaturen langsam vergoren.
Der Wein reift danach ungefiltert für etwa zwei Jahre im Holzfass, wobei er an Komplexität gewinnt ohne sein frisches, fruchtiges Aroma zu verlieren. Der fertige Amarone ist dunkelrot, konzentriert, alkoholreich (mindestens 14% sind vorgeschrieben, 15 bis 17% kommen vor) und trocken.
Typisch für den Amarone ist sein großer Geschmacksreichtum, bei dem eine schokoladig-süße, nicht auf Restzucker beruhende, Note auffällt. Dem Herstellungsverfahren entsprechend, beträgt die Produktionsmenge nur etwa 3200 Flaschen pro Hektar, was zumindest teilweise die höheren Preise guter Amarone erklärt.
Ein qualitativ hochwertiger Amarone kann 15 bis 20 Jahre lang gelagert werden.
Er wird hauptsächlich aus den autochthonen Rebsorten Corvina, Corvinone, und Rondinella vinifiziert. Wobei weitere Rebsorten hinzu kommen können.
Jeder Produzent hat da sein "Geheimrezept". Amarone passt sehr gut zu rotem Fleisch, Wild und Käse (Parmesan, Monte Veronese), schmeckt aber auch hervorragend zu süß-sauren asiatischen Gerichten oder auch "nur so" ganz ausgezeichnet.